Kilometer machen, Wetter!
Gegen 8 Uhr war ich mit dem Abbau fertig. Dreck, Schlamm, Bremsen und Mücken, überall. Die Sonne schien aber, Musik lief, ich war glücklich. Frühstücken, Zähne putzen wollte ich im Wald nicht, lieber in einem Dorf. Meine Route führte über Lükati, Velta, Jäneda und Käravete erstmal nach Aravette. Ich schätze mal, dass das ca. 25 – 30 km waren.
Leider funktioniert mein Tacho nicht, deshalb wußte ich nicht, wie viele Kilometer ich bisher gemacht habe.
Die Strecke war recht einsam mit viel Wald.
Unterwegs aß ich noch einen kleinen Happen. Die Strecke zwischen Jäned und Arravete zog sich wie Kaugummi. Felder und Gegenwind, dazu noch leichter Regen. Vor Aravete kaufte ich noch etwas Essbares ein.
In Järva-Jaani kamen 2 Angetrunkene zu mir und fanden mein Gefährt und meine Reise faszinierend. Über ihr Aussehen bzw. hygienischen Zustand schreibe ich nicht, man konnte aber Beiden ansehen, dass der Alkohol Sie langsam kaputt macht. Es war ein jüngerer und ein älterer Mann, der Jüngerere konnte seine Zukunft an dem Älteren sehen, sah aber auch schon dementsprechend aus. Schade. Nett waren Sie aber dennoch.
Der erste Stadtteil sah nicht gerade sehr ansprechend aus, wurde es doch noch schöner(Reichenviertel?)
Kurz vor Stadtende aß ich mein Brot von Vorgestern auf und den Rest der Mini-Salami.
Mein Rücken tat mir unheimlich weh, als hätte ich einen Hexenschuss. Beim Fahren ging das einiger Maßen, so lange ich mich gleichmäßig bewegte. Aber sonst war es echt unangenehm. Dennoch, Zähne zusammenbeißen, Augen zu und durch. Bestimmt hört es irgendwann mal wieder auf, dachte ich mir.
Ich glaubte, ich hatte um die 50 – 60 km gemacht und es sollte für heute auch reichen. Ein paar Kilometer hinter Järva-Jaani fragte ich an einem Haus, ob ich bei denen im Garten schlafen könnte. Freundlich wurde ich aufgenommen, erhielt sogar warmes Wasser zum Waschen und durfte die Steckdose zum Aufladen meines Telefons benutzen. Ein Plumsklo gab es ebenfalls draußen. Mir wurde noch angeboten, falls ich was warmes Essen möchte, könnte ich mir hier ein Feuer machen (eine Feuerstelle war vorhanden) und Holz war dafür auch schon vorgesehen. Der Herr ist ein Polizeibeamter. Er erklärte mir noch wo ich unterwegs einkaufen kann, malte mir die Teilstrecke auf und korrigierte meinen Zettel, den ich zum Fragen nach Zelten im Garten den Leuten vor der Nase hielt. Sehr sehr nett!
Es gibt mehrere Gründe, warum es besser ist bei anderen zu übernachten:
– man lernt die Menschen kennen
– weniger Zecken, da keine hohen Gräser
– Sicherheit
Auf dem letzten Abschnitt der Fahrt hatte ich leider ca. 20°C, Gegenwind und ein bisschen Regen.
Überrascht war ich auch, als ich ein Schild sah, wo drauf stand: „Tallinn 100 km“, ui, so viele Kilometer schon gemacht? Bis nach Tartu sollen es ca. auch 100 km sein, dort werde ich wohl 2 Tage bleiben.
Während der Fahrt frohr ich sogar ein wenig, Schweißgebadet und dann noch der Wind.
Ok, gewaschen ging ich ins Zelt und schon fing es an zu regnen. Genau im selben Moment, wo ich ins Zelt ging, echt Glück gehabt!
Bei mir ist es so wenn ich irgendwo ankomme: Als aller erstes wird das Zelt aufgebaut, nix Essen, Waschen, etc., erst Zelt, dann ISO-Matte aufblasen und alles vorbereiten (Handtuch, Essen etc. aus den Taschen holen). Dann geht es an das Waschen, Schwimmen, was auch immer. Zum Schluss wird gegessen etc.
Das wichtigste beim Zelten ist: das Zelt ist IMMER zu, es darf kein Insekt da rein, nichts.
Ich ging ca. gegen 18 Uhr ins Zelt und wollte noch bis 20 Uhr warten, erst dann schlafen. Vermutlich 1 Std. lang kämpfte ich gegen den Schlaf und wachte gegen 20 Uhr auf.
Nun war es ca. 20:40 Uhr als ich aus dem Zelt guckte und ich konnte echt was blaues am Himmel erkennen. Allerdings auch einiges Graues was auf mich zu kam.
Zum Abendessen gab es Brotreste mit neuen Minisalamis und 2 Corny’s, später im Zelt noch eine kalte Seljanka (dt. Soljanka, ist eine säuerlich-scharfe Suppe der osteuropäischen Küche) aus dem Glas gegessen. In Tartu würde ich sicherlich noch richtig Essen gehen, noch warm dazu. Zu dem Zeitpunkt aß ich alles, was mir Energie brachte, zur Not würde das mit Wasser runter gespült werden.
Mein Frühstück für morgen, hatte Lust da drauf. Zwar Zucker ohne Ende, aber war mir egal 🙂
Gegen 21:50 Uhr war die Sonne schon seit 20 Minuten untergegangen. Es war dennoch hell. In ca. 6 Std. soll sie mich mit ihren Umhang einhüllen.
Um 23 Uhr war es immer noch hell, super! Es war schon bisschen trüb, aber hell!
Einige pers. Gedanken:
Mir gingen so viele Sachen durch den Kopf, ich glaube ich fing langsam an vom vollen Alltag los zu kommen. Wenn das Ziel „Vilnius bis zum 30.06. zu erreichen“ nicht da wäre, einfach fahren wo und wann man will.
Viele Gedanken vom Alltag waren noch da, dennoch fing dieser Schnee langsam an zu schmelzen und ein neuer Frühling überwog langsam meinen Kopf.