Tag 4

Sonne, Regen, Rückenwind, Gegenwind

Gegen 9 Uhr wachte ich auf. Ich träumte ich suchte mit ein paar Leuten den Schatz von Herne. Grund für die Suche war, dass ich den falschen Zug zur Arbeit genommen habe. War aber dennoch ganz gut der Traum.

Die Fahrt fing super an, Sonne schien und ich hatte leichten Rückenwind, die Kilometer gingen schnell um.

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In Koeru kaufte ich mir etwas Essen, aß was und fuhr weiter. Die Leute sind hier im Vergleich zu Ungarn eher zurückhaltend, manche guckten zwar, reagierten aber selten und mein „tere“ (Hallo).

Die Strecke darauf war leider nicht mehr so gut, es kamen leider grauen Wolken auf mich zu und es fing auch schließlich an zu Nieseln. Es regnet leider auch immer heftiger. Leider war bis auf eine Ruine nichts in der Nähe zum Verstecken. Dann endlich eine Bushaltestelle! In dem Moment, wo es anfing so richtig zu schütten, sprang ich so zu sagen in das kleine Häuschen rein.

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Naja, paar Meter fehlten mir noch, so dass ich dennoch Nass wurde. Dort konnte ich mich bisschen trocknen und nach nur 5 Min. hörte der Regen auch auf.
Ein paar Kilometer weiter wieder Regen. Ich durfte in einem Haus kurz warten, ich fragte nämlich ob ich mich unter ein Dach stellen könnten, sie sagten ich kann auch rein kommen 🙂

Die restliche Fahrt war scheiße, nur Gegenwind, das nicht gerade schwach.

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Ich kämpfte sogar auf ebener Strecke, an Bergauffahrten war nicht zu denken, schieben war angesagt.

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Vorsicht, abgemagerte Kühe mit Hörnern und Bart!
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In Vaimastavete, ein recht verlassener Ort, machte ich Rast.
Ein Basketball-Platz mit einem Korb, der andere war kaputt. Zudem spielte hier wohl länger keiner mehr
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Einen Fußballplatz gibt es auch, aber die Wiese sollte bisschen abgenutzter sein anstatt so frisch gemäht
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Leider sah ich immer wieder dunkle Wolken, aber zum Glück zogen einige an mir vorbei. Während ich das schrieb, war ich ebenfalls kurz davor mich zu verstecken

Einigen Dörfern sieht man die Armut zum Teil an
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Soll aber nicht heißen, dass in Estland so viel Armut herrscht, ich möchte damit kein falsches Bild entstehen lassen, ich möchte nur alles zeigen, was ich gesehen habe.

Ich habe auch schon viele Kühe gesehen, aber nie mit einem dicken Streifen

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Ich fuhr weiter Richtung Jögeva. Manchmal hatte ich Seiten-, Rücken- oder Gegenwind, ganz komisch, war aber recht windig.

In Jögeva angekommen, fuhr ich nicht ins Zentrum, bin die Hauptstraße, die eher westlich verläuft, gefahren. Viel Industrie war in der Gegend zu sehen.
Ich vermute, dass ich dort schon die 50 km voll hatte.
Fuhr durch die Stadt durch und fragte nach Übernachtung im Garten, wurde aber leider abgewiesen, da dort nur die Großmutter wohnt und sie sicherlich Angst hatte.
Ca. 3 km entfernt fragte ich bei einer älteren Frau noch mal. Sie überlegte, hm, wo könnte ich am besten bei ihr zelten! Sehr nette Dame!
Hinter der Scheune, oder was das da war, auf einer Wiese durfte ich mein Zelt aufbauen. Ich bedankte mich und war glücklich!

Wie immer, als erstes Zelt aufbauen. Als das Zelt stand und fing es direkt an zu regnen, ich sprang direkt in mein Heim rein. Allmählich wurde diese Situation echt beängstigend! Mehr Glück als Verstand, echt!
Leider tat mein Rücken immer noch weh, noch ca. 45 km bis Tartu, wo ich dann 2 Tage Pause machen werde.

An dem Tag war ich ca. 6 Std. unterwegs, abzgl. 1 Stunde Pause, ich denke dass ich ca. 12 km/h gefahren bin.

Nachdem kurze Zeit später der Regen aufhörte, kam, ich glaube die Familie war das, zu mir und fragten ob ich duschen möchte. KLAR!
Die Dusche war in einem separaten Haus.
Wo die Tür zur Dusche aufging, kam mir ein gewaltiger Hitzeschlag entgegen, es war eine Sauna. Keine Ahnung ob ich im Schweiß oder im Wasser geduscht habe. Tat aber gut. War halt meine 1. Dusche seit Samstag und heute ist Dienstag. Ok, ich hatte gestern mich aus einem Eimer Wasser und mit Feuchtigkeitstüchern gewaschen.
Das Haus war also eine Sauna, die auch eine Dusche enthält. Sehr viele Estländer haben eine Sauna. Es lagen auch diese Äste mit Blättern auf einer Bank.
Mit was für Kleinigkeiten man jemanden glücklich machen kann, so was vergessen wir leider immer wieder, dass auch die kleinen Dinge die schönen sein können.
Im Zelt umgezogen und noch mal einen Blick rausgeworfen
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Tja, was gab es denn nun zu Essen? Es gibt eine Herner Spezialität (ich komme aus Herne, irgendwie). Das Teil wird aber nur in Estland angeboten. Es ist die berühmte Herne Suppe!
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Ok, es ist eine Bohnensuppe, Hernes oder so heißt wohl Bohnen. Die Suppe besteht 55 % aus Bohnen.
Das Zeug ist sehr trocken, ich habe es so versucht zu essen. Auf der Rückseite steht, man soll das mit 500 ml Wasser verdünnen und kochen. Ohne Topf und Wärmeplatte schwierig.
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Doch nun kommen wir zu „Kochen mit Lukas„!
Man isst irgendwie die obere Schicht auf. Anschließend tut man einen kleinen Schluck Wasser hinzu. Das ganze, und das ist wichtig, wir nur in den ersten 2 – 3 cm umgerührt, nicht tiefer gehen! Haben wird das oben gut umgerührt, sieht es doch schon sehr schmackhaft aus.
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Wenn es immer noch nicht schmecken sollte, was es eh nicht tut, sollte man ein Stück Gurke (was ich von dem Polizeibeamten aus dem Garten erhalten habe), Brot oder ähnliches nehmen und dessen Geschmack zu überbieten. Kauen und schmecken muss man das ja auch nicht, schlucken geht auch. Mit Wasser nach spülen und Voilà! Der Körper hat Energie!

Vor dem Schlafen gehen noch 2 Fotos:

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Noch ein paar pers. Gedanken:
Ich hätte sicherlich noch 10 – 20 km an dem Tag fahren können, aber wozu. Tartu ist ca. 200 km von Tallinn entfernt. Noch ca. 100 km und es kommt Lettland, so mit hätte ich ca. 300 km zurück gelegt. Ohne Umwege könnte ich in weiteren 300 km schon am Ziel sein, also noch ca. 1 Woche und eine Woche bliebe mir dann … oh Regen, Vorzelt zu machen, oder zieht der doch vorbei und es war nur ein Hauch davon? Naja, ich glaube ich liege im Zeitplan. In Tartu suche ich mir erstmal ein Hostel, mal gucken.
Gute Nachrichten erhalten, meine Mutter sagte mir am Telefon, dass es ab morgen wettertechn. besser werden soll, juhu! in Dt. sind es sommerliche 22 Grad, traurig.
Noch eine schlechte Nachricht, Portugal ist Europameister geworden, habe ich gerade erfahren. Da dort dieser komische Ronaldo spielt, hätte ich es den Franzosen gegönnt.
Ich habe jetzt auch viel Zeit nach zu denken, u. a. wie fühlt es sich an, wenn das eigene Zelt das zu Hause ist? Ist es mein zu Hause? Wenn das steht und ich rein krieche, fühle ich mich echt gut, habe einen Ort zum Schlafen, eine gewissen Sicherheit bietet es mir auch, kein Regen, kein Insekt, Wärme, in Ruhe was essen, ich glaube, JA, das Zelt ist hier mein zu Hause. In vermisse mein Heim in Herne nicht, ok, nur das Klo manchmal und die Dusche. Aber so, ich fühle mich wohl!
Obwohl ich hier machen kann was ist möchte, habe ich sogar einen geordneten Tagesablauf, schlafen tue ich ca. 8 – 10 Std. (zu Hause 5 – 6 Std.), bin auch total fit und möchte am liebsten weiter und weiter. Ich werde auch heute gegen 22 – 23 Uhr schlafen gehen.

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