Sparsame Einsamkeit
Recht gut geschlafen, morgens war echt ziemlich feucht draußen, eine gräuliche Wolkenschicht überschattete den ganzen Himmel.
Gepackt und ich fuhr los.
Ich sah ein nettes Häuschen, wo eine ältere Dame davor saß. Sie stand gerade auf, als ich anhielt. Ich zeigte anhand einer Gestik, das ich gerne von dem Haus ein Foto machen möchte und sagte dabei: „FOTO“. Sie schaute mich an und machte mit der Hand eine „kein Plan“-Gestik und ging.
Leider stand der Baum davor
Im Dorf-Geschäft ging ich erstmal einkaufen. Ich kaufte für 3 EUR Essen ein, ich gönnte mir aber dabei noch einen 96 Cent-Jogurt und einen Kugelschreiber für 30 Cent, deshalb habe ich so viel ausgegeben, sonst wäre ich unter 2 EUR weggekommen. Ich testete wieder, von wie viel Geld man so unterwegs leben kann.
Ich hätte mir aber dennoch mehr Brotbelag holen sollen, war eher knapp.
MP3-Player lief, der war zur Hälfte aufgeladen (gab leider zu wenig Sonne für das Solar-Panel) und los ging es Richtung Ginučiai.
Bisschen hoch, bisschen runter, hielt sich aber im Rahmen. Nach 2 Liedern setzte mein Lautsprecher aus, Akku platt und keine Sonne. Naja, dann halt ohne Musik, leider. Die Musik hat mich immer wieder motiviert und hat mir sehr geholfen, nun musste ich ohne fahren.
Vilnius kam immer näher, um so schlimmer fühlte ich mich. Freude einerseits ein Ziel zu erreichen und es vielen zu zeigen, aber ich wollte halt nicht heim.
Auf der 102 sah ich 2 betrunkene Jugendliche. Sie sahen mich und riefen nach mir. Also bin ich direkt hin. Die waren echt lustig, wir unterhielten uns auf englisch/russisch, war lustig. Einer von denen redete und redete und fand meine Fahrt super. Dann fiel im plötzlich auf, dass ich keine Pedalen hatte. Er ging einen Schritt zurück und war auf einmal ganz still. Er fragte kurz darauf nach (wie viele andere zuvor auch schon), nach dem Motor, wo er sei. Ich zeigte auf meine Beine und Hintern. Nach 2 guten Pinchen Wodka ging es weiter.
Die letzten Kilometer auf der 102 waren von einem tollen Pfichtenwald umschlungen, sah echt schön aus. Perfekt um Pilze oder Blaubeeren zu sammeln, so wie in meiner Kindheit. Den alten Fiat am Waldrand parken und ab ging es in den Wald, ohne Smartphone.
Der Weg von der Hauptstraße Richtung Ginučiai war wirklich sehr sehr schön
Ich sah unterwegs 2 kostenlose Camping-Plätze, ich behielt sie im Hinterkopf. Dennoch fuhr ich weiter um zu gucken, ob es vor Ort noch was besseres gibt. Es waren ca. 6 km zum Ort.
3 Restaurants, zu viele Touristen und ein Camping-Platz, wo zelten nicht erlaubt war. Hatte aber echt Hunger auf so eine einfach Mahlzeit, aber 17 EUR hatte ich noch und was wäre mit meinem Mini-Test Geld zu sparen? Ich wendete und fuhr zurück zum kostenlosen Camping-Platz.
Es war sehr still auf dem Camping-Platz. Hin und wieder kam dort jemand, aber das war nicht der Rede wert. Wäsche gewaschen, gegessen und Solar in die Sonne gelegt, die sich auch mal zwischen den Ästen der Bäume zeigte.
Als ich diese Sätze niederschrieb, kamen direkt 3 Autos mit Familien zum Zelten angefahren, war aber nicht schlimm.
Es gibt viele Spechte hier. Ich entdeckte einen Buntspecht und sehr viele kleine, aber ich weiß was das für welche sind.
Ich machte noch ein paar Fotos von meiner professionellen Ausrüstung:
Die kaputte Schraube löste sich immer wieder. Zudem ging der Metalldraht zur Stabilisierung/Fixierung/Halterung de Schutzbleches immer hoch, so dass das Schutzblech schief war und am Reifen rieb. Ich steckte erst kleine Äste rein, dann prof. ein Stück draht.
Problem gelöst!
In Ungarn brach die Verschraubung des Schutzbleches und ich befestigte es mit Kabelbindern.
Problem gelöst!
Nach Ungarn brach irgendwann das Schutzblech. Versuche ein neues im Laden zu besorgen waren vergebens, keiner hatte so was. Also verschraubte mein Bruder eine Metallplatte und es hielt tatsächlich.
Problem gelöst!
Meine Taschen hackten permanent aus, zudem verlor in Ungarn eine kleine Halterung unten. Die waren aber eh scheiße. Also befestigte ich diese mit Kabeln. Anfangs nicht so gut, später doch besser. Leider war dann das lösen dadurch recht umständlich.
Problem gelöst!
Mein Tacho machte Probleme, da der Magnet auf der Speichel locker war. Ich weiß nicht ob die Schraube defekt ist oder was auch immer. Zudem wollte der nicht mit dem Empfänger-Teil immer funken. Manchmal musste ich das nur um einen halben Millimeter drehen und es ging. Blöd nur, wenn der Roller auf Schotter durchgeschüttelt wurde. Zudem war die Kilometerzahl manchmal plötzlich auf 0.
Problem nicht gelöst.
Ich fing allmählich an einen Plan zu machen, wann und wo ich hinfahre, damit ich noch rechtzeitig in Vilnius ankomme (was am Ende eh nicht klappte, als NIE MALS ZU VIEL PLANEN!)
Von weitem hörte ich ein Gewitter kommen, ich hoffte dass es nicht wieder regnet.
Mir war so was von langweilig, es war gegen 19 Uhr und über mir klopfen die Spechte wie verrückt. Ich hatte echt Hunger auf was richtiges und nicht immer dieses Brot oder diese kalten Gerichte aus dem Glas.