Tag 2

Regen und Wodka

Ich wachte irgendwann auf, es war hell, allerdings geht hier die Sonne kurz nach 4 Uhr auf. Ich schlief immer wieder ein. Geträumte habe ich, dass es schon 14 Uhr sei, dann, dass ich bei Freunden in einer WG wohne.
Als ich richtig wach wurde, packte ich tanzend/hüpfend zwischen den Mücken und den Bremsen zusammen (musste die Viecher ja irgendwie loswerden) und fuhr weiter Richtung Akuküla.

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In Peningi machte ich erst mal eine Frühstücksrast. 2 Jugendliche mit einer Flasche Wodka kamen auf mich zu. Einer fragte was, war aber irgendwie nicht aggressiv. Ich sagte, dass ich nur englisch und polnisch verstehe (ich sagte immer dass ich ein Pole bin, da sehr viele dort russisch sprechen und ich das bisschen verstehen kann. Denen zu erklären, dass ich gebürtiger Pole bin und in Deutschland lebe ist recht schwierig). Dann fragte er: „Tourist?“, ich sagte nach kurzem überlegen, da ich nicht gerne als Tourist gehalten werden möchte dennoch: „Yes.“. Um dennoch bisschen positiv rüber zu kommen, zeigte ich auf seine Wodka-Flaschen und sagte so was wie: „Aaaah“ und grinste dabei. Er machte die noch ungeöffnete Flasche auf, hielt sie zu mir und fragte ob ich was möchte. Yes, sagte ich und nahm einen kräftigen Schluck (mir macht das nicht viel aus, habe aber auch kein Alkoholproblem). Beide stauten, nahmen die Flasche und gingen. Hatten wohl Angst dass ich alles austrinke.
Ich putze mir die Zähne und fuhr los.

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Das Wetter war leider nicht auf meiner Seite, da dicke Gewitterwolken aufkamen. Wenige Kilometer entfernt fing es auch an zu regnen. Ich fuhr zu einem Haus um mich dort zu verstecken. Es war eine Werkstatt für Autos und der Mechaniker nahm mich auf 🙂
Er trank gerade sein Bier auf. Also holte ich meine einzige Dose Bier aus der Tasche, um mit ihm das als „Danke Schön“ zu teilen. Er war dankbar. Wir fingen an uns mit Händen und Füßen zu unterhalten, während es draußen in Strömen goss.
Wir unterhielten uns ganz gut, er konnte ein paar Wörter englisch und russisch. Der Regen hörte gar nicht mehr auf und er meinte, ich solle bei ihm heute nach schlafen und morgen weiter fahren. Ok, ich nahm an.
Als es ein bisschen weniger wurde gingen wir zu seinem Haus. Er besorgte eine Flasche Wodka (0,5 l) und wir tranken diese. Ich war aber nicht betrunken, aber er hat leider ein Alkoholproblem wie er mir erzählte.
Er wohnt zusammen mit seiner Mutter in dem Haus, seine Familie, so weit ich das verstanden habe, sei in Sibirien. Er war mehrmals verheiratet.
Seine Mutter machte uns was zu Essen, Bratkartoffeln, Salat und Würstchen.
Der Regen hörte endlich mal auf und die Sonne kam heraus. Ich hätte jetzt natürlich weiter fahren können, nur er freute sich halt über meine Anwesenheit und dass er mir helfen konnte, also blieb ich auch. Er hat sogar schon extra ein Bett gemacht.
Er erzählte mir, dass er früher Kapitän eines Schrimpskutters war. Er war in Island, Kanada, Spanien aber auch in einigen Teilen Afrikas unterwegs. Durch einen Motorradunfall war sein Knie kaputt und er konnte nicht mehr weiter machen, danach ist er Alkoholiker geworden und repariert Autos, hält sich so über dem Wasser.
Leider ist der Alkohol in sehr vielen östl. gelegenen Ländern ein Problem, ich kenne das auch aus Polen. Gegen diese Art von Droge macht der Staat nichts, aber viele andere Sachen sind dagegen verboten, es ist aber ein Thema für sich.

Morgen würde ich weiterfahren, egal bei welchem. Ich musste halt Kilometer machen, da ich in diesem Moment zu viel Zeit verloren habe. Obwohl er auch in wenigen Tagen Geburtstag hatte und mich einlud, musste ich halt weiter, ich wollte unbedingt mein Ziel erreichen. Leider tat mir der Rücken weh (Ischias), ich wusste nicht ob das vom Roller selber oder Zug (kalter Wind mit Schweiß) war. Na, hoffentlich kriege ich jetzt keinen Hexenschuss.

Wie schon erwähnt, ich war nur leicht angeheitert, da diese Menge nicht gerade viel ist für 2 Personen. Er holte eine 2. Flasche, wir tranken die Hälfte aus und ich bemerkte, dass er schon sehr betrunken war. Also stellte ich die Flasche weg, es reichte für heute.
Ich war immer noch nüchtern.
Ich ging mit ihm spazieren, damit er bisschen klarer wurde, anschließend wollte ich ihn überreden, schlafen zu gehen. Kurz darauf kam ein Auto angefahren und 3 Frauen stiegen aus, k. A. ob die zur Familie gehörten oder ähnliches. Die junge hübsche Blonde kam direkt zu mir und sagte:
„You can’t sleep here.“ Ich fragte nicht warum oder ähnliches, da ich keine Probleme oder Diskussionen auslösen wollte, ich war wohl halt ein ungebetener Gast, vielleicht wollte die Mutter von Anfang nicht, dass ich bleibe, vielleicht dachte sie, ihr Sohn hätte einen von der Straße angeschlept (was ich ja auch irgendwie war) oder einfach, dass ich ein Alkoholiker wäre, der mit ihrem Sohn säuft. Wie dem auch sei, diese Gedanken begleiten mich noch bis heute. Zum Glück habe ich die Adresse und werde dennoch als Danke Schön für den Versuch ein kleines Geschenk schicken.

Wie dem auch sein, ich packte meine Sachen, verabschiedete mich von der Mutter und dem Sohn und fuhr weiter. Ich war nicht sauer, es war bestimmt ein Missverständnis, ich war dennoch total enttäuscht. Kurz von Sonnenuntergang fuhr ich also los. Ich kam an ein weiteres Haus und rief nach jemanden, keine Antwort. Am nächsten Haus sah ich jemand und rief wieder „Hello!“ und es kam tatsächlich jemand. Ich fragte, ob ich eine Nacht im Zelt bei denen im Garten schlafen könnte (muss komisch gewesen sein, da kommt einer so spät vorbei und will einfach im Garten schlafen). Sie sagte, ca. 4 km weiter sei das Dorf Perila. Naja, egal, dann eben nicht, weiter ging es. Irgendwann mal fand ich einen Waldweg, also rein. Gegen Zecken umgezogen und rein Richtung Feld. Zelt zwischen Bremsen und Mücken aufgebaut und rein mit mir.

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Dennoch, vielen Dank für die Hilfsbereitschaft, hoffe du hast deinen Geburtstag gut gefeiert und deine Mutter wünsche ich ebenfalls alles Gute!!!

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