Tag 6 – Kisújszállás -> Abádszalók

Die Route ging über Karcag.
Von Kisújszállás bis Karcag führt eine stark befahrene Straße. Ein Fahrradfahrverbotsschild steht dort ebenfalls. Ich fuhr dennoch mit 6 – 9 km/h am Straßenrand. Eine ca. 50 cm breite Steinspur führt dort entlang. Am besten wäre man macht einen Umweg.

Der Weg von Karcag bis Abádszalók führt zum Teil über Radwege, eine neu ausgebaute und breite Landstraße und kleine Landstraßen durch Dörfer.  Die neue Landstraße war zum Teil öfter befahren, aber ich fühlte mich dort nicht unsicher. Die Autofahrer nahmen wirklich Rücksicht.

Morgens ging ich duschen/Wäsche waschen. Als ich aus der Dusche kam, sah ich Regenwolken, das war echt zum Kotzen, nicht schon wieder Regen.
Mein nächstes Ziel für den Tag war Püspökladány, das war aber nur 35 km weit weg, vielleicht würde ich ja weiter fahren. Hängt von der Fitness und dem Wetter ab.
Im Moment wusste ich aber nicht ob ich jetzt weiter fahren konnte oder nicht, ich hatte keine Lust im Regen zu fahren.
Ich möchte ja nach Hortobágy, vielleicht werde ich mit dem Zug fahren, vielleicht alles hinschmeißen, wenn das jetzt jeden Tag so weiter geht. Hat ja alles keinen Sinn, ich sitze andauernd irgendwo fest. Aber erst mal abwarten, vielleicht habe ich ja Glück.
Wow, was für ein Glück ich doch hatte, die Wolken verzogen sich tatsächlich wo anders hin.
In der Zwischenzeit war ich beim Lidl. Die Einkaufskörbe sind dort größer als in Deutschland, man kann die auch hinter sich ziehen lassen, echt Klasse Idee mit den kleinen Rädern! Ich kaufte dort Käselaugen mit Nutella, Pizza-ähnliches Gebäck und anderen Schweinekram aus dem Backabteil. Würstchen mit einigen E-Zutaten kamen auch noch in den Korb. Außerdem kaufte ich dort Socken, endlich richtig frische Socken! Eine Lidl-Kühltasche kam auch noch mit. Ca. 5 EUR bezahlte ich für den Spaß. Nun wollte ich ins Sportschuhgeschäft schauen ob die Sandalen oder ggf. bessere Sportschuhe haben.
Da das Sportschuhgeschäft erst um 10 Uhr aufmachte, ging ich zu erst zum Lidl, zum Glück wie es sich raus stellte.
Auf dem Weg vom Lidl zum Schuhladen entdeckte ich ein Geschäft mit Sandalen, jaaa, für ca. 9 EUR kaufte ich mir welche, die zwar richtig hässlich sind, aber das war mir egal. Endlich konnte ich meine dauerfeuchten und stinkenden Schuhe in eine Tüte packen. Die Socken brauchte ich auch nicht mehr.
Das Problem war ja, die Schuhe waren durch die ständige feuchte Luft und Regen immer nass. Zudem war es noch schwül warm. Die Socken wusch ich jeden Tag gründlich, kam aber nicht hinterher. Die waren immer noch zum Teil nass und mieften. Mit den hässlichen Sandalen ist das Problem jetzt erstmal behoben. Musste nur testen ob ich damit auch fahren könnte.

Auf dem Roller ticke ich den vorderen Teil des Fußes auf den Boden. Die Ferse bleibt dabei in der Luft. Ich stoße mich dann aus dem Schwung heraus nur mit der Fußspitze nach vorne. Ich versuche mich dabei so wenig wie möglich zu bewegen und den Schwung so effektiv wie möglich zu nutzen. Das funktioniert super wenn der Weg sehr eben ist. Die eigentlich Anstrengung lastet dabei nicht auf dem Schwungbein, sondern auf dem Standbein. Damit ich mit dem Fuß den Boden berühren kann, muss ich mit dem anderen Bein ein wenig nach unten gehen. Mein ganzes Gewicht lastet dabei auf dem einen Bein. Nach ca. 10 – 15 Stößen spürt man im Standbein eine leichte Erschöpfung. Da kommt der Zeitpunkt zum Fußwechsel. Ich habe dabei versucht mich noch am Lenkrad ab zu stützen oder sogar mich mit Hilfe des Lenkrads nach oben zu bewegen, damit das Standbein die Arbeit nicht alleine machen muss. Klappt auch einigermaßen, ob das überhaupt wegen der Haltung was bringt, weiß ich jetzt aber nicht. Trotzdem arbeitet der Oberkörper immer mit. Der ganze Körper wird beim Roller irgendwie beansprucht.
Es ist also wichtig, dass der vordere Teil der Sandalen alles aushält. Ich hoffte also, dass die Sohle nicht bricht.
Beim Bergauffahrten oder schnellen Fahrten sieht die Sachen dann ganz anders aus. Der komplette Fuß ist dann auf dem Boden und ich wende mehr Kraft im Schwungbein an. Will ja dann richtig vorwärts kommen. Der Oberkörper bewegt sich auch viel mehr, das heißt dass die Arme noch mehr arbeiten.
Um noch mehr Energie zu gewinnen ist Ablenkung bei mir sehr wichtig. Ich spiele mit meinen Gedanken, denke mir Fatasiegeschichten aus, überlege mir einige Wenn-Situationen, mache mir über die Gesellschaft gedanken oder versuche mir einige Fragen zu beantworten. Also einfach nachdenken. Musik hilft mir dabei immer unheimlich. Ich kann mich damit in einen nahezu Trance-Ähnlichen Zustand versetzen, total auf etwas konzentriert. In dem Fall aber nicht das Rollerfahren, will ja abgelenkt werden. Dabei merkte ich nicht, wie die Kilometer schrumpften.

Im Moment ist es bewölkt, aber keine Aussicht auf Regen. Eigentlich optimales Fahrwetter. Mir ist die Sonne aber lieber.

Nun ging es in Sandalen und gesättigt Richtung Karcag. Leider ist die Straße eine stark befahrene Bundesstraße. Ich nahm also den ca. 50 cm breiten und sehr steinigen Rand der Straße. Ich fuhr mit unglaublichen 6 – 9 km/h. Ich hatte Angst dass mir so ein Stein ein Loch im Vorderreifen machen könnte. Schließlich war dort das ganze Gewicht drauf.
Nach ein paar Metern hielt ein Auto auf der Gegenfahrbahn. Ein Mann, der sogar sehr gut deutsch spricht, stieg aus. Wir sprachen kurz, dann nahm ich den Roller, packte den in sein Auto und wir fuhren nach Karcag. Zum Glück nahm er mich mit, die Straße war mir zu gefährlich. Das waren die einzigen Kilometer die ich nicht mit dem Roller zurück gelegt habe. Unterwegs sammelten wir noch Äpfel und Birnen ein. Beruflich macht er Glasuren in Weinflaschen, alles Handarbeit. Das sieht wirklich sehr schön aus!

Ich nahm dann sein Fahrrad und er meinen Roller und wir fuhren dann in ein kleines Lokal wo man für 1000 Forint (ca. 3,30 EUR) ein Buffet mit ungarischem Essen hatte.

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Ich war von dem Laden begeistert!!! So was wünschte ich mir hier auch. Aber auf der anderen Seite würde ich stark zunehmen. Ich habe vieles an Essen ausprobiert. Es war einfach lecker!
Wir unterhielten und recht lange und legten dann eine neue Route für mich fest. Er meinte ich solle am See Tisza-tó (dt. Theiß-See) entlang fahren. Er zeigte mir noch wo ich dort zelten könnte und wo ich entlang fahren soll. Außerdem erklärte er mir ganz genau was ich mir in Hortobágy anschauen sollte. Vielen Dank für deine Hilfe!!!

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Wir verabschiedeten uns, denn es wurde langsam bisschen später. Ich fuhr also jetzt Richtung Abádszalók.

Wassermelonenfeld, manchmal wuchs auch eine am Fahrradweg
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Blindschleiche oder doch eine richtige Schlange? Von denen sah ich in gesamt Ungern viele. Aber alle waren tot. Die ist war auch tot, aber zum Glück nicht von Autos zermatscht.
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Öfter sieht man nach einem Ortstafel auch so etwas. Das ist die altungarische Schrift. Diese Schrift aus dem Mittelalter ist auch mit der alttürkische Schrift verwandt. (mehr dazu bei wikipedia)
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Unterwegs sah ich plötzlich diese Bar:
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In einem Dorf erregte ich die Aufmerksamkeit einiger Kinder. Sie zeigten mir den Weg Richtung Abádszalók. Dabei musste ich ihnen zeigen wie schnell ich auf dem Roller fahren kann. Sie hatten viel Spaß dabei. Man konnte aber sehen, dass sie doch ärmer waren. Nachdem ich von mich auch von dem letzten verabschieden wollte, machte er eine Geste mit der Geld von mir wollte. Er gab sich auch mit einem Kugelschreiber zufrieden. Wir verabschiedeten uns herzlich (er war wirklich sehr nett), winkten noch ein paar Mal und ich fuhr weiter.

Mit letzter Kraft kam ich endlich kurz hinter Abádszalók an. Ich erreichte auch den See. Da ich am späten Nachmittag von Karcag los fuhr, musste ich ein wenig schneller fahren. Ich war halt kaputt.

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Schnell einen guten Schlafplatz gesucht und gefunden. Dort sind auch viele Angler, so dass ich nicht wirklich alleine war.

Mein aufgebautes Zelt am See
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Ich hatte einen wunderschönen Ausblick auf den See. Die Sonne verschwand leider hinter den Wolken, allerdings habe es wirklich tolle Farbspektren gegeben

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Der Blick an meinem Zelt, so nah war ich am Wasser
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Jetzt ist es 20 Uhr und ich liege an einem wunderschönem Ort ca. 6 Meter am Wasser. Ich bin erschöpft, fühle mich aber total wohl hier. Die Sonne bildet sehr schöne Farben am Himmel und am Wasser. Zu hören sind vom Weiten ein paar Jetskis. Sonst hört man hin und wieder wie die Angler was ins Wasser schmeißen oder wie ein riesiger Fisch mal einen Sprung macht. Am Ufer gibt es sehr viele riesige Muscheln. Leider würden die in meiner Tasche kaputt gehen, tut mir Leid Niko (mein Neffe). Es schwimmen auch ein paar Schnecken, die zu den Muscheln mal hinzu gehört haben. Ich wusch mich am Wasser, sprang aber nicht rein. Es liegen viele große Steine am Ufer, will mich nicht verletzen. Außerdem angeln hier welche, will die Fische nicht erschrecken.
Langsam kommen die Mücken raus, aber wie viele! Im Zelt sind es jetzt ca. 27 Grad. Am Tag hatten wir sogar 32 Grad, endlich für mich gutes Wetter!

Leider konnte ich nicht einschlafen, wie schon öfter. Könnte daran liegen dass es so extrem schwül war im Zelt. Ich ölte ohne mich zu bewegen. Doch irgendwann mal hat der Schlaf dann auch gesiegt…