Tag 7, Polska!

Mein heutiges Ziel sollte Polen sein, es sind noch über die B1 und ganz Berlin ca. 110 km.

Gegen 7 Uhr morgens schlich ich mich aus der Wohnung, irgendwie schleiche ich mich morgens immer raus, wie dem auch sei. Ab zum, richtig, zum Bäcker frühstücken. Ich merkte allerdings direkt die Erschöpfung, vor allem mein Knie. Mein rechter Oberschenkel war auch endlich zu spüren, hat ja lange genug alles mitgemacht.
Jetzt begann die Fahrt raus aus Berlin und ich muss sagen, die Stadt zieht sich unheimlich. Zum Abschluss ging es auch noch schön bergauf.
Aber ich fuhr an der Siegessläule entlang…

Siegessäule
Siegessäule
Siegessäule
Siegessäule

… und durch das Brandenburger Tor hindurch.

Brandenburger Tor
Brandenburger Tor
Brandenburger Tor
Brandenburger Tor

Nachdem ich im Osten einen Berg rauf gefahren sah ich was, einerseits mit einem weinenden und anderseits mit einem glücklichem Auge dieses Schild. Ach so, ich muss noch erwähnen, ich mag Berlin und komme hier immer wieder gerne zurück. Ich bin mindestens einmal im Jahr hier.

Traurig und Glücklich zugleich
Traurig und Glücklich zugleich

So, jetzt war ich raus aus Berlin, ich bin wirklich schnell für meine Verhältnisse in der Stadt gefahren. Ich fuhr die B1 weiter Richtung Polen und war glücklich 🙂
Naja, die Freude hielt leider nicht lange an: Die B1 ist für Fahrräder gesperrt und der Verkehr riesig. Na toll, dachte ich. Das wars, heute komme ich in Polen nicht mehr an. Muss also Umwege fahren.
Da sah ich eine Frau, die ich direkt angesprochen und nach dem Weg gefragt habe. Sie malte mir fast die ganze Umgebung mit samt Straßennamen in mein Heft und wie ich fahren muss. Juhu, dachte ich, endlich geht es weiter! Ich muss wohl aber so schrecklich ausgesehen haben, sie wollte mich zum Erdbeerenpflücken einladen, mir noch was zum trinken geben. Der Höhepunkt war, als sie ihre Brieftasche nahm und mir sogar noch Geld geben wollte. Ich lehnte alles dankend ab (es lag bestimmt am Hut 😀 ). Ich verabschiedete mich und fuhr los.
Nachdem ich ihren Weg nicht folgen konnte, da ich sonst über ein Pferdesportfeld hätte fahren müssen, auf dem Verbotsschilder hingen. Nach einigen Fragereien, musste ich südlich über einen sehr sandigen Weg fahren und danach auch das Rad schieben.
Endlich in einem Dorf angekommen sagte mir ein Mann (der mich an einen Bruder der Ludolfs erinnerte, trotzdem sehr freundlich und natürlich gesprächsbereit war) wie ich zu fahren habe. Ich war inzwischen nur noch fertig, mir tat alles weh, mein Knie, meine Arme, mein rechtes und zum Teil mein linker Oberschenkel, wollte nur noch ankommen und kämpfte mich immer weider durch. Nur noch ablenken, nicht daran denken.
Ich fuhr also den Umweg südlich der B1 entlang und kam dann endlich bei der B1 an! Natürlich ohne Radweg und viel Verkehr, dafür ohne Leitplanken, so mit konnte ich drauf und los ging es wieder!
Aber etwas schönes habe ich noch entdeckt, als ich kurz Wasser lassen musste, eine kleine Windhose auf einem Feld.

mini Windhose
mini Windhose

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Endlich kam auch mal ein Radweg links an der Strasse an einem Waldstück. Schade hierbei dass es dort viele Rauf-Und-Runter-Abschnitte gab, zwar nur 5 – 10 Meter hoch/tief, aber davon gab es reichlich. Bei jeder Abfahrt trat ich so viel ich konnte in die Pedale, damit ich den Schwung auf die Auffahrt mit nehmen konnte. Leider kam ich meistens bis ein Drittel bis ggf. Hälfte der Auffahrt.
Ich fuhr mit dem einen Bein so schnell ich konnte, rauf und runter, rauf und runter.
Plötzlich sah ich ein Schild, dass Frankfurt/Oder nur noch 50 km weit sei! „Nur 50 km!“, dachte ich. 50 km sind sehr wenig, es sind ca. 3 – 4 Stunden auf dem Fahrrad, das schaffe ich ohne Probleme! Das gab mir noch mal so einen Motivationsschub, ich gab jetzt alles was in mir steckte und drückte noch mal richtig auf das Pedal.
Endlich wurde es auch mal bisschen Eben und ein Dorf war zu sehen, dazu noch eine kleine Pommesbude, perfekt, ich hatte nämlich richtig Hunger! Ich aß Bratkartoffeln, Frikadelle und meine Lieblingssuppe, die ich im Osten kennen gelernt habe, Soljanka. Die Suppe ist aus Essiggurken, Speck, Tomatenmark, Zwiebeln etc., mir hat sie sehr gut geschmeckt. Die sollte aber auch meine letzte warme Mahlzeit für die nächsten paar Tage werden. Nachdem ich mich mit allen in der Bude unterhalten musste, ging es auch weiter. Ich blieb dort nicht lange, ich wollte nur noch weiter.
Die restliche Fahrt verlief wenig Interessant, es ging nur gerade aus und ich kämpfte mich weiter durch, 30 km, 15 km, bis ich vor diesem Schild stand:

Fast da!!!
Fast da!!!

Das ist ein Moment für mich gewesen, wo ich dachte, dass ich es tatsächlich fast geschafft habe. Wahrhaben konnte ich es nicht wirklich. Noch einen einzigen Kilometer!
Weiter fuhr ich, es kam eine Brücke, ja, die Oder! Kurz darauf sah ich tatsächlich dieses Schild und da wusste ich: Ich habe es endlich geschafft! Jetzt kann ich all den Leuten zeigen, die gesagt haben, ich schaffe das nicht. Wenn man um etwas kämpft, kann man das auch schaffen!

ENDLICH!!!
ENDLICH!!!

An dem Schild schrieb ich ein paar SMS, dass ich endlich in Polen bin!
Ein Pärchen stellte sich einzeln an das Schild und machten von sich Fotos, ich bot ihnen meine Hilfe und fotografierte dann beiden an dem Schild. Wir unterhielten uns ca. 30 Min. Ihr Mann wohnt in Deutschland, sie wohnt in Polen.
Anschließend fuhr zur Wechselstube Geld wechseln, Geschäft um Essen und Trinken zu kaufen (polnisches Essen schmeckt mir besser 😛 ) und dann ging es noch wenige Kilometer weiter. Es warteten 8 Tage zelten auf mich…

Vielleicht ist die Fahrt für viele nichts besonderes, weil die das oft machen, aber es war meine erste richtig große Tour und ich kann mir selber auf die Schulter klopfen, dass ich es geschafft habe! Es waren sicherlich 120 – 130 km in dem letzten Abschnitt, das war für mich die längste Etappe und dann noch am letzten Tag ohne großartig Pause gemacht zu haben. Ich finde es sehr interessant was man alleine mit der Kopfarbeit alles erreichen kann.