Mein Routenziel ist Rheda-Wiederbrück
Meine Fahrt sollte losgehen, nur ich hatte immer noch keinen Lautsprecher für meinen MP3-Player. Ich habe mir gedacht, ohne Musik wird die Fahrt schwierig, schließlich fahre ich ja alleine. Ich bestand also darauf noch morgens am Abreisetag zu Media Markt zu fahren und mir einen zu besorgen. Ein Freund (Marius) hat mich dabei mit seinem Fahrrad begleitet.
Lautsprecher eingekauft, auf das Fahrrad mit einer Gummibefestigung (danke Volker) befestigt, MP3-Player angehängt und es konnte endlich los gehen! Marius fuhr in die eine Richtung, ich in die Andere.
Eigentlich sollte es ganz einfach sein, in Castrop-Rauxel Richtung Waltrop, nur die B235 entlang, dann auf die Recklinghauserstr. abbiegen und Richtung Waltrop fahren.
Lächelt, übermotiviert und ehrgeizig fuhr ich also den Schildern Richtung Waltrop hinterher. Nach ca. 3 km hörte es mit der Waltropbeschriftung auf und es stand nur noch Dortmund auf den Schildern. Hätte ich mir die Route genauer angeschaut, würde ich sehen, dass ich trotzdem richtig fuhr. Aber da auf dem Schild nichts stand, war ich verwirrt. Also fuhr ich erst mal ca. 2 km zu den Schildern zurück wo was mit Waltrop stand. Ein älteres Pärchen sagte mir, ich solle nicht auf die Autoschilder achten und schickte mich quer durch Castrop-Rauxel, natürlich einen anderen Weg als auf meiner Route angegeben. Ich kam auch in Waltrop an, leider war das nur ein ganz kleines Stück von Waltrop, toll. Da kamen mir wenige Sekunden die ersten Zweifel: „Wenn ich schon 10 – 15 km Entfernung von zu Hause solche Probleme habe, wie soll ich dann erst Mitten in Deutschland zurecht kommt? Egal, Augen zu und durch!“. So sollte auch mein Motto während der ganzen Fahrt lauten.
Diese neue Route führte parallel zu meiner eigentlichen, ich zu weit südlich. Ich wollte eigentlich schön über Waltrop nach Lünen/Brambauer fahren. Aber trotzdem kam ich irgendwo /-wie endlich mal in Waltrop an. Nach weiteren unzähligen Fragereien in Waltrop kam ich endlich auf meine eigentliche Route Richtung Lünen an. Es ist immer nämlich wichtig sich größere Strassennamen zu notieren, da diese bekannter sind.
Kurz vor Brambauer machte ich eine kurze Rast um mein schwer beladenes Fahrrad zu prüfen, das Gepäck muss ja halten, nicht dass ich unterwegs was verliere, kann für Autofahrer gefährlich sein. Ich hielt in einem kleinem Waldstück an einem abgeholzten Baum an, immer noch glücklich und lächelt machte ich stolz Fotos von meinem Fahrrad.

Kurz was trinken, die beiden Flaggen gerichtet, dann ging es weiter Richtung Werne. Nach einigen Metern fiel mir was auf dem vorderen Reifen auf, bestimmt bisschen Matsch, egal, fällt schon von selber ab.
Ich fuhr über einen Radweg an einer Landstraße Richtung Werne. Unterhielt mich noch kurz mit einer hübschen jungen Frau, genoss immer wieder das Wetter und hörte genüsslich die Musik.
Das Stück Schlamm ging mir allerdings auf die Nerven. Ich fuhr dennoch weiter.
Der Radweg machte eine Abzweigung nach links in ein Haus. „Hm, ist das hier jetzt zu Ende, fährt man da in das Haus rein?“, dachte ich, also fuhr ich auf die Straße und auf dem Seitenstreifen weiter. Nachdem das Haus zu Ende war, sah ich wieder den Radweg, kurz umgedreht ob kein Auto komt und rüber.
Tja, ein trockener Bach zwischen Straße und Radweg. Ich stieg vom Fahrrad und ging damit vorsichtig runter. Als Anfänger hat man das Problem, dass man die Sachen auf dem Fahrrad falsch belädt, ohne das auch noch zu Wissen. So mit war mein komplettes Gepäck hinten anstatt es auf Vordertaschen zu verteilen. Also kippte mein Fahrrad mit dem schweren Gewicht nach vorne weg. Ich sprang nur noch nach vorne um nicht erwischt zu werden und das Fahrrad lag im Graben. Ich grinste dabei, warum auch immer. Ich zog das Rad wie ein totes Tier aus dem Graben. Es war schwer, ich habe es aber trotzdem geschafft, juhu. Oben angekommen, völlig fertig, aber auch glücklich, sah ich andere Radfahrer am Haus vorbei fahren, haahaa. Der Weg führte also wirklich am Haus vorbei und nicht ins Haus! Ich musste drüber lachen, wahrscheinlich über die eigene Dummheit.
Das Rad am Baum angelehnt (ich habe leider keine Standfüße für das Rad), aß ich zwei Nussriegel, steckte mir paar Nüsse in die Hosentasche für unterwegs und schaute mir den Matsch am Reifen an. Es war kein Matsch! Ich weiß, dass es sehr viele Hunde in Deutschland gibt und ich rege mich darüber auf, dass die überall hin machen. Natürlich auch dort, wo mein Fahrrad bei der einen Rast stand. Aber das war natürlich nicht alles. Mir fiel dieser stinkende und wohl recht frische Matsch auf dem Schuh und verteilt der Pedale auf, natürlich auf der Pedale wo ein paar Schrauben waren, wo man nicht dran kommt. Mit Gras und Stöcken konnte ich das Problem ein klein wenig beheben. Kurz zum Feld Wasser lassen, da kamen mir auch schon die ersten Bremsen! entgegen geflogen. Ich hasse Bremsen! Zu Glück NACH dem Wasser lassen. Ich legte kurz einen Hau-Ab-Tanz ein. War die eine weg, da kam auch schon die nächste und wieder die nächste. Ich hasse Bremsen!. Ich lief zu meinem Fahrrad und lief davon damit davon. Während des Spurts sprang ich aufs Rad und fuhr mit ganzen 20 km/h davon.
Irgendwie zwickte und stach mich alles oder wollte auf mir landen, da sieht man, dass ich doch nur ein Stadtmensch bin. Aber man gewöhnt irgendwann mal daran, hoffentlich.
In Werne fragte ich einen netten älteren Herren nach dem Weg. Ich frage nämlich lieber öfter, damit ich sicher bin, dass ich richtig geleitet worden bin. Aus Erfahrung weiß ich, dass man wegen einer falschen Route schon mal 20 km Umweg machen kann. Ungefähr 15 Sekunden nach dem Fragen sprachen wir polnisch mit einander. Er erzählte mir, dass er damals auf einem Bauernhof gearbeitet hat. Dort arbeitete auch eine junge hübsche Polin, die ihm bisschen polnisch bei brachte. Er spricht zwar heute mit niemanden polnisch mehr, aber er hat sehr viel davon noch behalten. Wir sprachen ca. 10 Min. lang, ein sehr netter Mann. Ich mag solche Moment und Geschichten.
Später vertauschte ich in der selben Stadt (Werne) 2 Straßen, kam trotzdem trotzdem zu meiner Route zurück, natürlich mit Hilfe anderer Menschen.
Die Route ging dann über Stockum und um Hamm herum Richtung Beckum. Bloß die Städte vermeiden.
Kurz vor der A2, ca. 20 km vor Beckum in Dolberg machte ich meine erste richtige Pause. Ich fand eine kleine deutsche Pommesbude und aß dort einen Kartoffelsalat und ein Zigeunerschnitzel (auf Empfehlung des Ehemannes der Köchin). Das Essen war komplett selber gemacht, kein gekauftes Zeug.
Während wir uns unterhielten, erzählte er mir von einer ehemaligen Bahnstrecken, die zu einem Radweg umfunktioniert worden ist. Es soll eine Abkürzung sein und ich müsste nicht wie die ganze Strecke zu vor auch, nur noch Landstraßen sehen. Den Vorschlag habe ich gerne angenommen.
Gesättigt und weiter hin übermotiviert fuhr ich weiter. Ja, ich war die ganze Zeit über übermotiviert und musste mich permanent bremsen um nicht zu schnell zu fahren. Schließlich wollte ich am ersten Tag erholt ca. 100 km schaffen und hatte noch danach über 500 km vor mir.
An einem Feldweg wollte ich noch mal kurz Wasser lassen und bekam natürlich wieder mit Bremsen! meine Probleme, ich hasse Bremsen!!! Ich glaube so schnell war ich selten fertig. Danach noch kurz noch den Hau-Ab-Tanz für die Bremsen! eingelegt. Das Aufspringen auf ein fahrendes Rad habe ich inzwischen recht gut drauf 🙂
Abgebogen auf den Fahrradweg fing meine Fahrt jetzt erst so richtig an Spaß zu machen. Es gab eine richtig gerade Strecke, keine Autos, es war so schön. Ich hatte zwar immer noch das Lächeln im Gesicht, aber hier bei wurde es größer. Rechts von mir ein Berg, später ein kleiner Fluss, und diese Ruhe erst, wow! Von einem kleinen Aussichtsturm machte ich erst mal ein paar Fotos.
Kurz vor Beckum erreichte ich auch meine eigentliche Route, super! Die Gegend hier sieht einfach wunderschön aus! Schöne zum Teil bergige Landschaft. Hier bei wusste ich auf jeden Fall, dass die Tour die richtige Entscheidung sein sollte und das erst nach so wenigen Kilometern. In einigen Dörfern, wo ich nach dem Weg gefragt habe, unterhielt ich mich natürlich mit vielen Menschen. Unglaublich wie freundlich und gesprächsbereit die Menschen in den Kleinstädten und Dörfern doch sind. Eine Frau in Stromberg wollte mich sogar kurz begleiten um mir den richtigen Weg zu zeigen, schön dass es solche Menschen noch gibt.


Ich wurde auf einen anderen Weg Richtung Rheda-W. geleitet, weil der Weg dort schöner sein sollte, das stimmte auch! War herrlich und die Aussicht erst.

Kurz vor meinem Ziel Rheda-Wiederbrück, fragte ich einen Fahrradfahrer nach dem Weg. Der Herr erzählt mir, dass es ein Unterschied ist, ob man nach Rheda oder nach Wiederbrück möchte. Das habe ich zuvor nicht gewusst. Er fand meine Idee mit der Fahrt super und erzählte mir, dass er früher so was auch gerne macht hat. Ein netter mittelalter Herr.
Nach ca. 10 Minuten Unterhaltung fuhr ich lächelt weiter. In Wiedenbrück wartete ja meine erste Schlafmöglichkeit, jemand hat mich spontan beim Couchsurfing akzeptiert. Ich fuhr also hin, bekam mein eigenes Zimmer und sagte noch dem sehr netten Gastgeber, dass ich morgens sehr wahrscheinlich früh schon weg sein werde. Ich duschte, schrieb noch bisschen, machte ein Foto von meiner 1. Navigationskarte, um zu zeigen wie meine Route vom ersten Tag aussieht, und legte mich gegen 22 Uhr hin, ich schlief sofort ein.
Erschöpft war ich aber Abends nicht, ich war noch richtig fit und hätte sicherlich noch weitere 50 km gemacht. Ich spürte dass ich noch recht aufgedreht war, kam aber doch schnell wieder runter. Aber wie schon erwähnt, ich musste mich zurückhalten. Ich wusste ja ganz genau, dass der 2. und 3. Tag die schwierigsten sein werden, vor allem wusste ich nicht, wie meine Knie, Arme, Hintern und Rücken sich anfühlen werden.
Mir fiel auch auf, dass Stadtmenschen zwar nett sind, aber nicht so gesprächsbereit wie welche aus dem Dorf. Die in der Stadt helfen einem gerne, mehr nicht. In den Dörfern fragen die, wo ich her komme, wo ich hin möchte und das endet fast immer bei einer größeren Unterhaltung. Einige wollten mich sogar schon mal ein paar Meter begleiten um mir den Weg zu zeigen, schön so was. Da frage ich mich, was ich eigentlich für ein Mensch bin, Stadt- oder doch ein Dorfmensch. Ich bin in Dörfern und Großstädten aufgewachsen, habe also alles durchlebt.
Goldwert waren während der Fahrt mein MP3-Player + Lautsprecher und natürlich mein Solarladegerät für den Player. Ich hatte 3 Flachen stilles Wasser dabei, falls meine 3. Falsche dem Ende kam, kaufte ich wieder neue. Eine Flasche beinhaltet 1,5 Liter. Auch wenn ich keinen Durst verspürte, trank ich. Man merkt es nicht immer, wenn man 30 Grad und Fahrtwind hat, dass man was trinken muss.
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